30.03.2020 | Venture Capital / M&A
Start-ups finanzieren sich regelmäßig nicht über Hausbanken, sondern über ihre Gründer, Business Angels und Venture-Capital-Investoren. Der Zugriff auf die über die Hausbanken bereitzustellenden Kredite, in deren Rahmen ein anteiliges Restrisiko bei den Hausbanken verbleibt, dürfte daher oftmals schwierig sein. Beihilfen, die als Zuschüsse gewährt werden, dürften demgegenüber auch für Start-ups relevant sein und es sollte geprüft werden, ob die Voraussetzungen für eine Beantragung dargestellt werden können.
Es ist den Gründern also – wie den klassischen Unternehmen – zu raten, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um das Geschäft und die Liquidität des Unternehmens zu stabilisieren.
Zu den Punkten, die in diesem Rahmen zu berücksichtigen sind, haben sich Venture-Capital-Investoren bereits verschiedentlich geäußert:
- Gründerszene-Redaktion, „Cherry Ventures zu Corona: Diese Fragen müssen sich Startups jetzt stellen“, https://www.gruenderszene.de/business/coronavirus-tipps-cherry-ventures
- Gründerszene-Redaktion, „Startup-Investor von Btov: „Überlegt euch massive Downside-Szenarien“, https://www.gruenderszene.de/business/coronavirus-startups-gruender-checkliste-btov
- Sequoia, “Coronavirus: The Black Swan of 2020”, https://medium.com/sequoia-capital/coronavirus-the-black-swan-of-2020-7c72bdeb9753
- Gil Dibner, “Surviving Coronavirus”, https://medium.com/angularventures/surviving-coronavirus-322e005c7d8d
- Amy Lewin, „Fundraising during coronavirus: Are startups screwed?“, https://sifted.eu/articles/startup-fundraising-coronavirus/
- Andreas Kitzing, “How the Corona Virus affects us as a Series A Startup”, https://www.andreas-kitzing.com/entrepreneurship/corona-virus-strategy/
Weitere Beiträge:
- Centuros, „Corona Notfallplan“, https://www.linkedin.com/posts/daniel-schwartz-578698187_centuros-corona-notfallplan-activity-6646384826372894721-TAu8
- Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. „BrANDneues 1/2020 – „Schutzschild“ für Angel finanzierte Start-ups in der Krise“, https://www.business-angels.de/brandneues-1-2020-schutzschild-fuer-angel-finanzierte-start-ups-in-der-krise/
Die bisher gesichteten Beiträge enthalten Hinweise und Fragen, die wir nachfolgend zusammengestellt haben. Es ist den Betroffenen zu raten, sich zumindest mit diesen Fragen zu beschäftigen und Antworten auf sie zu suchen:
- Wie wird der unmittelbare Betrieb des Unternehmens beeinträchtigt?
- Wird ein Büro-Betrieb unterhalten, der auf Präsenz setzt?
- Können flexible Lösungen (Home Office) kurzfristig umgesetzt werden?
- Kann den Mitarbeitern die Flexibilität zugestanden werden, die sie aufgrund ihrer persönlichen bzw. familiären Situation benötigen?
- Kann die Reisetätigkeit ab sofort unterbrochen werden?
- Kann ggfs. Gebrauch von Kurzarbeit gemacht werden?
- Besteht eine funktionierende interne Kommunikation und eine klare Zuordnung von Zuständigkeiten und Stellvertretern?
- Wird die Nachfrage bzw. der Absatz beeinträchtigt?
- Bietet das Unternehmen Produkte bzw. Leistungen an, wie z.B. Reisen, die von der Corona-Situation besonders betroffen sind?
- Kann das Angebot umgestellt werden, so dass es weniger von der Situation betroffen ist?
- Können alternative Produkte bzw. Dienstleistungen angeboten werden?
- Kann Kunden Comfort, etwa durch Loslösungsrechte, gegeben werden?
- Ist das Unternehmen beim Absatz auf Messen oder Kongresse angewiesen? Wie kann damit umgegangen werden?
- Wie kann die Aufmerksamkeit der Kunden gewonnen werden?
- Besteht ein Dialog mit den Kunden, um deren Wünsche und Bedürfnisse zu erfahren?
- Kann das Unternehmen gar für die spezifische Situation Lösungen anbieten?
- Wird die Lieferkette beeinträchtigt?
- Ist das Unternehmen etwa auf Zulieferungen aus eine WHO-Risikoregion oder einer anderen Region der Welt angewiesen, in der aufgrund der Corona-Situation die Wirtschaft faktisch zum erliegen gekommen ist?
- Können die Einflüsse mitigiert werden durch eine Umstellung der Lieferkette?
(Zu beachten ist, dass nicht nur die Lieferanten physischer Güter, sondern auch diejenigen von Dienstleistungen, wie z.B. Entwicklungsleistungen, betroffen sein könnten.)
- Wie steht es um die Finanzen?
- Wird gerade über eine Finanzierung verhandelt und kann die Runde noch zumindest teilweise geschlossen werden?
- Kann die Liquidität kurzfristig optimiert werden, so dass der Runway ohne die Zuführung externer Mittel verlängert wird?
- Welche Ausgaben können kurzfristig reduziert werden, ohne dass der Umsatz leidet?
- Können Kapitalgeber gezielt helfen durch ihr Netzwerk?
- Sind alle Finanzdaten und der Pitch auf aktuellem Stand und in einer Form, die neuen Investoren ein schnelles Verständnis für das Geschäft und die spezifische Corona-Situation gewinnen können? Wurden Krisenszenarien (worst / best / middle case) berücksichtigt?
- Wie würde sich eine Down Round auswirken?
- Könnte das Unternehmen in einer Weise strukturiert werden, dass es mittelfristig ohne Zuführung externer Mittel überlebt?
Je besser die Antworten auf diese Fragen vorbereitet wird, desto höher werden die Chancen sein, die Krise zu meistern.
Ohne frische Mittel wird es aber oftmals nicht gehen: In den kommenden Tagen werden sich die Diskussionen in der VC-Szene darauf konzentrieren, die Liquidität der Start-ups sicherzustellen. Diskutiert wird aktuell, staatliche Förderprogramme in sachgerechter Form auf Risikokapitalgeber bzw. Start-ups zu erweitern, sei es durch eine Anpassung der KfW-Programme oder durch Ergänzungen zum INVEST-Programm.
Soweit ersichtlich, gibt es aber noch keinen ausgearbeiteten Vorschlag, der auf die spezifischen Bedürfnisse der Start-ups zugeschnitten ist. Viele Gründer melden sich daher und fordern ein schnelles Agieren, um eine schwerwiegende Schädigung des Start-up-Standortes Deutschland zu vermeiden.
Die Krise verlangt nach neuen Instrumenten der Liquiditätssicherung von Start-ups.